Historie

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Innerhalb weniger Wochen bauten Charles und die Brüder Robert in ihrer Werkstatt am Place des Victoires einen runden Ballon mit vier Meter Durchmesser und einem Rauminhalt von 33 Kubikmetern: einen Zwerg im Vergleich zu dem Riesenballon der Montgolfiers, aber - wegen der Wasserstofffüllung - mit wesentlich höherer Tragkraft pro Kubikmeter.

Der Ballon sollte durch einen unten angebrachten Füllansatz, dessen Ventil nach beendeter Füllung geschlossen werden konnte, mit Gas gefüllt werden. Aber dieser Füllvorgang, der am 23. August 1783 in dem kleinen Hof neben der Werkstatt der Brüder Robert begann, erwies sich als viel schwieriger als erwartet. Im Jahre 1783 ließ sich Wasserstoff in größeren Mengen am besten durch die Einwirkung verdünnter Schwefelsäure auf Eisenfeilspäne herstellen. Der zu diesem Zweck von den Erfindern aufgebaute Apparat war jedoch so undicht, dass er gründlich überholt werden musste. Dann wurde das Gas, das in den Ballon geleitet werden sollte, durch die chemische Reaktion zwischen der Säure und dem Eisen so heiß, das es den Ballonstoff in Brand zu setzen drohte, so das die Hülle mit Wasser gekühlt werden musste. Das führte wiederum dazu, das der in dem Gas enthaltene Wasserdampf im Ballon kondensierte und ihn zu füllen begann. Außerdem enthielt dieses Wasser eine schwache Säure, die die Innengummierung des Ballons angriff und undichte Stellen verursachte. Die Erwartungen der Öffentlichkeit waren inzwischen so hochgeschraubt, dass eine erste Vorführung nicht viel länger hinausgezögert werden durfte.

Am vierten Tag hatte die erschöpfte Füllmannschaft endlich soviel Gas in den Ballon geleitet, das ein Fesselaufstieg bis zu einer Höhe von 30 Metern möglich war. Der über den Dächern von Paris schwebende Ballon lockte eine riesige Menschenmenge an, die ihm gefährlich zu werden drohte.

Die Erfinder beschlossen deshalb, den Ballon vor dem geplanten Start auf das weitaus größere Marsfeld zu überführen, auf dem ein Jahrhundert später der Eiffelturm entstehen würde. Der Ballon wurde an seinen Tauen heruntergezogen, auf einem Wagen festgebunden und - spät nachts, um keine Neugierigen anzulocken - auf fast menschenleeren Straßen durch Paris transportiert.

Mit seiner Begleitmannschaft aus berittenen Stadtwachen und Fackelträgern - letztere in gefährlicher Nähe des Wasserstoffgases - war der Ballon der Mittelpunkt eines wunderlichen Zuges. „Dies machte auf die schon auf den Straßen fahrenden Kutscher einen so heftigen Eindruck“, schrieb Bartholemy Faujas de Samt-Fond, ein weiterer Chronist der frühen Ballonfahrt, „dass sie beim ersten Anblick ihre Wagen anhielten und mit dem Hut in der Hand nicht abließen, sich tief zu bücken, bis die Prozession an ihnen vorüber war.


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