Historie

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Der Aufstieg vor dem König sollte bereits eine Woche später stattfinden. Etienne Montgolfier beeilte sich, einen neuen Ballon zu bauen - diesmal in der einfachen Form einer Kugel mit unten angesetztem Zylinder. Seine unermüdlichen Mitarbeiter schnitten Baumwolltuch in lange Bahnen, nähten sie zu einer Kugel zusammen und fütterten sie innen mit Papier aus.

In nur vier Tagen wurde ein Ballon von 17 Meter Höhe und zwölfeinhalb Meter Durchmesser gebaut, bemalt und erprobt. Montgolfier traf am 19. September 1783 um 8 Uhr mit seinem Ballon in Versailles ein. Neben der Plattform, die zur Füllung des Heißluftballons gebaut worden war, erklärte er König Ludwig XVI., wie seine Maschine Ihre Last tragen würde. Ein Teil der Zuschauer spekulierte darauf, dass ein Mensch mit dem Ballon aufsteigen werde, aber Etienne hatte sich für den Anfang zu einem Tierversuch entschlossen: Ein Schaf, ein Huhn und eine Ente, die in einem Weidenkorb unter dem Ballon hingen, würden die ersten Passagiere eines von Menschen gebauten Luftfahrzeugs sein.

Montgolfiere_tiereUm 12.50 Uhr entzündete Montgolfier ein Feuer, in das alte Schuhe, verwesendes Fleisch und nasses Stroh geworfen wurden, um den nach seiner Meinung wirksamsten Rauch zu erzeugen. Der größte Teil dieses beißenden Qualms gelangte durch einen Leinwandschlot in den Ballon; trotzdem entwich genug, um Etiennes königliche Gastgeber dazu zu bewegen, einen entfernteren Beobachtungsplatz aufzusuchen. „In vier Minuten“, schrieb Etienne an seinen Bruder Joseph in Annonay, „war die Maschine gefüllt. Alle ließen gleichzeitig los, und die Maschine stieg majestätisch in die Höhe. Unmittelbar nach dem Aufstieg kam ein Windstoß, der sie schräglegte. In diesem Augenblick befürchtete ich einen Misserfolg.

Aber der Ballon richtete sich wieder auf, stieg weiter und trug seine lebende Fracht bei leichtem Wind davon. Die königliche Familie, der Hofstaat und alle übrigen Zuschauer applaudierten. Zwei Astronomen berechneten die Gipfelhöhe des Ballons auf 560 Meter, bevor er in das etwa dreieinhalb Kilometer entfernte „Gehölz bei Vaucresson“ niedersank.

Mehrere Zuschauer eilten zum Landeort, wo sie feststellten, das der Käfig im Sinken durch einen vorbeistreifenden Ast geöffnet worden war, so das die Tiere sich in Freiheit befanden. Das Schaf und die Ente schienen ihr Luftabenteuer unbeschädigt überstanden zu haben, aber der Hahn hatte sich auf der achtminütigen Fahrt offenbar am Flügel verletzt.

Diese Verletzung gab zu besorgten Erwägungen Anlass, ob der Mensch es wagen dürfe, sich Luftfahrzeugen anzuvertrauen - bis mehrere Zeugen aussagten, das Schaf habe den Hahn getreten, noch bevor der Ballon aufgestiegen sei.


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