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Vier Tage später stieg Pilatre de Rozier erneut am Seil auf, erreichte Höhen von 65,80 und 100 Metern und wurde beim dritten Fesselaufstieg vom Marquis D’Arlandes begleitet.
Nach Abschluss dieser Probeaufstiege wurde der Ballon am 20. November 1783 aus Paris in den Park des Schlosses la Muette, das dem Dauphin gehörte, am Rande des Bois de Boulogne transportiert. Obwohl die geplante Freifahrt nicht angekündigt worden war, fanden sich am Morgen des 21. November Tausende von Parisern als Augenzeugen ein.
Der Morgen war grau und windig, und der Ballon wurde bei einem letzten Fesselstart gegen Bäume getrieben und an mehreren Stellen beschädigt. Während hastig zusammengeholte Arbeiter mit der Reparatur der Risse begannen, wurden die Zuschauer immer ungeduldiger wegen dieser Verzögerung. Nach zwei Stunden schien jedoch endlich alles in Ordnung zu sein; selbst der Wind hatte nachgelassen. Etienne Montgolfier äußerte seine Zufriedenheit mit den Bedingungen. Heißluft stieg aus einem riesigen Ofen in den Ballon, der sich erneut zu seiner blaugoldenen Pracht entfaltete sieben Stockwerke hoch und zwei Drittel davon breit.
Pilatre de Rozier und der Marquis D’Arlandes nahmen ihre Plätze auf gegenüberliegenden Seiten der Galerie ein, damit sie im Gleichgewicht blieb. Die Menge schwieg erwartungsvoll. Der Feuerkorb wurde an seinem Platz befestigt, und die Helfer am Boden ließen die Seile los. Um 13.54 Uhr stieg der Ballon majestätisch in die Luft. Die Montgolfiere gewann langsam Höhe und fuhr bei leichtem Nordwestwind über den Park in Richtung Stadt. In etwa 85 Meter Höhe grüßten die ersten Luftfahrer der Welt die Zuschauer, indem sie ihre Hüte schwenkten. ,,Mich befremdete das Stillschweigen und die unbewegliche Ruhe, welche nach unserer Abreise unter den Zuschauern herrschte„, schrieb D’Arlandes später.
Die Augenzeugen waren offenbar vor Erstaunen wie gelähmt. D'Arlandes war selbst so von dem Anblick der unter ihnen kleiner werdenden Stadt gefesselt, dass er die jetzt wichtigste Aufgabe - das Heizen - vernachlässigte. Pilatre de Rozier riss ihn abrupt aus seinen Träumen. „Sie tun nichts“, rief er, „und wir steigen fast gar nicht.“ Der Marquis warf hastig ein Bündel Stroh ins Feuer und beobachtete zufrieden, wie die Spielzeughäuser unter ihm merklich kleiner wurden. Die im Park zurückgebliebenen Zuschauer waren ebenso begeistert.
„Bald verlor man die Luftschiffer aus den Augen“, hieß es in der nach der Landung aufgesetzten Urkunde, „aber die Maschine, die über dem Horizonte schwebte“ und ihre ganze schöne Form zeigte, blieb dabei noch immer sichtbar, über die Seine, kam zwischen der Ecole Militaire und dem lnvalidenhaus durch und konnte hier von ganz Paris gesehen werden.“
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