Seite 12 von 12
Aber an Bord war eine kritische Situation entstanden. Etwa auf halber Strecke stellte D'Arlandes besorgt fest, das das Feuer runde Löcher, „deren einige von beträchtlicher Größe waren“, in die Ballonhülle brannte und die Tragseile der Galerie gefährdete. Tatsächlich waren bereits zwei dieser Seile mit alarmierendem Ruck gerissen. D'Arlandes griff rasch nach Schwamm und Wassereimer, die für einen Notfall dieser Art an Bord waren, löschte die kleineren Brände und verhinderte dadurch eine Katastrophe. Nachdem D’Arlandes sich als Feuerwehrmann betätigt hatte, sahen die Luftfahrer, das sie den Dächern von Paris unangenehm nahe gekommen waren. Sie warfen gelassen mehr Stroh aufs Feuer und erhoben sich aus der Gefahrenzone. Kurze Zeit später ließen sie das Feuer niederbrennen und landeten sanft zwischen zwei Windmühlen, nachdem sie etwas mehr als acht Kilometer zurückgelegt hatten.
Diese erste Landung eines bemannten Freiballons ließ eine besondere Eigenart dieses Transportmittels erkennen: So erhaben und majestätisch es in der Luft wirkte, so schwerfällig und gewichtig war es auf der Erde. Als der Marquis D’Arlandes aus der Galerie kletterte, fühlte er den rasch abkühlenden Ballon auf seinen Kopf herabsinken. Er sah sich nach Pilatre de Rozier um und lief auf dessen Seite, „um ihm aus dem Haufen Leinwand herauszuhelfen, der ihn bedeckte aber noch ehe ich herumkam, sah ich ihn von unten im Hemd hervorkommen.
Berücksichtigt man die Risiken dieser ersten Ballonfahrt, war sie ein voller Erfolg - und eine Sensation. Der Chronist Cavallo versuchte, das Wunderbare dieses Ereignisses zu schildern. „Stellen Sie sich vor, das ein Mensch durch gänzlich neuartige Mittel auf diese Höhe gehoben wird“, schrieb er, „und eine der größten existierenden Städte überblickt, auf deren Straßen sich Zuschauer drängen, die auf jede nur mögliche Weise ihrem Staunen und ihrer Besorgnis Ausdruck verleihen. Denken Sie über die Aussicht, die Lobreden und die Folgen nach und ermessen Sie dann, ob Ihr Verstand in träger Gleichgültigkeit verharrt.“ In den Tagen nach dem Aufstieg der bemannten Montgolfiere waren Professor Charles und die Brüder Robert damit beschäftigt, nun auch einen Gasballon für eine Freifahrt vorzubereiten.
Dabei vervollständigten sie ihren Ballon in allen wichtigen Teilen, die (mit Ausnahme von Schleppseil und Reißbahn) seit nunmehr zwei Jahrhunderten gleichgeblieben sind. Der Füllansatz dieses neuen Ballons war nicht mehr mit einem Ventil verschlossen, sondern blieb offen, damit Wasserstoffgas entweichen konnte, wenn der Ballon stieg; durch diesen Druckausgleich wurde ein Platzen der Hülle verhindert.
Weiterhin baute Charles am „Nordpol“ des Ballons, das heißt ganz oben, ein Ventil ein, von dem eine Schnur durch den Ballon und den Füllansatz in die Gondel führte, so dass der Ballonfahrer Gas ablassen konnte, um sein Steigen zu verlangsamen oder zur Erde zurückzukehren.
Start Zurück 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Weiter Ende