Historie

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Cavallo berichtete von einem wahren Ballonfieber, das damals Paris erfasste. Kleine gasgefüllte Ballone aus Goldschlägerhaut (der gummiartigen äußeren Haut des Ochsenblinddarms, die von Goldschlägern bei der Herstellung von Blattgold als Schutz zwischen Arbeitsmaterial und Treibhammer gelegt wurde) waren bald in mehreren Geschäften erhältlich. Um dem übrigen Frankreich zu versichern, Ballone seien harmlos, und um eine Wiederholung des Vandalismus bei Gonesse zu verhindern, ließ die Regierung im ganzen Land bekannt machen, das weitere Experimente mit noch größeren Ballonen geplant seien.

Die Verlautbarung erläuterte der Bevölkerung, ein Ballon sei „nur eine Maschine aus Taft oder leichtem Leinen, von der man die Erwartung haben darf, dass sie eines Tages nützliche Anwendungen für die Bedürfnisse der Menschen finden werde“. Das Journal de Paris bat alle Finder von Ballonen, der Zeitung Fundort und Zustand des Aerostaten zu melden. Beide Aufforderungen ergingen in dem Bewusstsein, dass die Bruder Montgolfier nach Versailles eingeladen worden waren, um dort ihren Heißluftballon König Ludwig XVL und seinem Hof vorzuführen. Tatsächlich war Etienne Montgolfier so frühzeitig in Paris angekommen, um mit dem Bau eines neuen Ballons zu beginnen, dass er den Aufstieg von Professor Charles Globe noch miterlebt hatte.

Etiennes Anwesenheit in der Hauptstadt - Joseph, der weniger umgängliche der beiden Brüder, zog es vor, in Annonay zu bleiben und seine Experimente fortzusetzen - verlieh dem Wettstreit erst die rechte Würze. Am 12. September, also nur 16 Tage nach dem Aufstieg des Ballons Globe, hatte Etienne einen spektakulären Ballon von „sehr eigenartiger Form“, wie Cavallo bemerkte, fertiggestellt: „Sein Mittelteil war prismenförmig, seine Spitze war eine Pyramide, und der unterste Teil bestand aus einem Kegelstumpf.„

Um seinen sieben Stockwerke hohen Riesenballon füllen zu können, ließ Montgolfier eine etwa eineinhalb Meter hohe Plattform bauen. Durch ein Loch in der Plattform gelangte der Rauch eines darunter entzündeten Feuers in den Ballon, der zwischen zwei Masten über diesem Loch aufgehängt war.

Ein Vorteil des Heißluftballons gegenüber dem Wasserstoffballon zeigte sich deutlich, als Montgolfier seine prächtig bemalte aerostatische Maschine für einen Fesselstart füllte, zu dem Kommissare der Akademie der Wissenschaften eingeladen worden waren.

Im Gegensatz zu den vier Tagen, die die Füllung des Wasserstoffballons gedauert hatte, war die Montgolfiere - wie Heißluftballone unterdessen genannt wurden schon nach nur zehn Minuten über einem rauchenden Feuer gefüllt und zerrte an ihren Haltetauen. Als die Bodenmannschaft gerade die Leinen nachließ, um festzustellen, wie viel Auftrieb der aus Leinwand und Papier gebaute Ballon besaß, brach ein Platzregen mit stürmischen Böen los, in denen die Montgolfiere heftig an ihren Haltetauen zerrte. Dabei riss der Ballon und wurde völlig zerstört.


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